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NLP im Alltag: Rapport aufbauen und Beziehungen verbessern

Rapport in Beziehungen

Hast du dich jemals in einer unangenehmen Situation befunden, in der du dir gewunschen hast, du könntest die Atmosphäre mit einem Fingerschnippen verändern?

Vielleicht warst du in einer hitzigen Diskussion mit einem Kollegen gefangen oder hast bei einem Familientreffen eine spürbare Spannung erlebt.

Der Schlüssel zur Lösung solcher Situationen liegt in der Ähnlichkeit: Wir nennen es “Rapport aufbauen”.

Stell dir vor, du siehst, wie sich die Stirn deines Gegenübers in Falten legt. Ohne ein Wort zu sagen, spürst du, dass etwas nicht stimmt.

Hier setzt Rapport an: durch die bewusste Anpassung deiner Körpersprache an die deines Gegenübers. Ein leichtes Neigen des Kopfes, ein sanftes Spiegeln der Körperhaltung – all das sind subtile Signale, die zeigen: „Ich verstehe dich, ich bin hier, um zuzuhören.“

In der Arbeitswelt kann Rapport Wunder wirken. Eine Präsentation vor dem Team, ein schwieriges Mitarbeitergespräch – mit der richtigen Körpersprache baust du eine Brücke, die Worte allein nicht schaffen können.

Auch zu Hause, beim Abendessen, wenn dein Teenager mal wieder in seinem/ihrem Schneckenhaus verschwindet, kann eine offene, zugewandte Körperhaltung das Eis brechen.

In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du Rapport effektiv in alltäglichen Situationen für dich nutzen kannst.

Du lernst, wie du sowohl durch deine verbale Sprache als auch eine bestimmte Körpersprache Situationen positiv beeinflusst. Damit kannst du deine Beziehungen stärken, aber auch Konflikte besser lösen. 

Denn manchmal sind es die kleinen Gesten, die Großes bewirken. 🙂

Rapport aufbauen – Die Kunst der Verbindung

Der Begriff „Rapport“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „Beziehung“ oder „Verbindung“.

In jeder zwischenmenschlichen Beziehung – ob zwischen Freunden, Familie oder auch beim Automechaniker oder Arztbesuch – spielt Rapport eine zentrale Rolle.

Es geht darum, verbale und nonverbale Kommunikation auf das Gegenüber abzustimmen. Normalerweise passiert diese Anpassung unbewusst und stärkt dadurch die gemeinsame Beziehungsebene.

Richard Bandler und John Grinder, die Begründer des Neurolinguistischen Programmierens (NLP), entwickelten das Modell Rapport, indem sie die Arbeitsweisen renommierter Therapeut:innen wie Virginia Satir, Fritz Perls und Milton Erickson beobachteten.

Sie identifizierten zwei Ebenen, auf denen Menschen sich einander anpassen:

Verbal: Hierzu zählen die Verwendung ähnlicher Worte und Redewendungen sowie die Anpassung des Sprechtempos und des Sprachrhythmus.

Nonverbal: Dies beinhaltet die Anpassung der Gestik und Mimik, das Nachahmen von Bewegungsabläufen und Körperhaltung, auch als „Spiegeln“ bekannt.

Neue Erkenntnisse aus der (Neuro-) Psychologie bestätigen durch die Entdeckung der Spiegelneuronen diese Theorie: Diese wurden ursprünglich bei Primaten entdeckt, sind aber auch beim Menschen vorhanden.

Sie sind aktiv, wenn wir eine Handlung ausführen, aber auch, wenn wir jemand anderen bei derselben Handlung beobachten.

Folgende Studie der italienischen Forscher Rizzolatti, Fadiga, Gallese und Fogassi zeigt, wie ich finde, sehr gut, wie Spiegelneuronen wirken: Dabei beobachtet ein Affe einen Menschen beim Essen einer Banane. Beim Affen zeigen sich dieselben Gehirnaktivitäten, als würde er selbst die Banane essen.

Die Spiegelneuronen sind demzufolge mitverantwortlich für unsere Fähigkeit zur Empathie und zum Verständnis anderer, und sie spielen eine zentrale Rolle in unserer sozialen Interaktion.

Auch in der Psychotherapie findet sich Rapport teilweise, jedoch unter dem Begriff „Übertragung“ bzw. „Gegenübertragung“. 

Pacing und Leading – Der Tanz der Kommunikation

Stell dir vor, Kommunikation ist wie Salsa tanzen.

Es beginnt mit dem Gefühl für den Rhythmus und das Verständnis für deinen Tanzpartner oder deine Tanzpartnerin.

Genau so funktioniert das Prinzip von Pacing und Leading im NLP. Es geht darum, dein Gegenüber “abzuholen” und dann, wenn die Zeit reif ist, immer wieder sanft die Führung zu übernehmen.

Dieses “Abholen” kannst du auf unterschiedliche Arten machen: durch deine Körpersprache, Mimik, Gestik, Stimmlage, dein Sprechtempo, deinen Sprechrhythmus, die Sprechgeschwindigkeit und auch die Wörter, die du verwendest.  

Wenn du einmal darauf achtest, wirst du merken, dass sich Menschen, die sich sympathisch sind, automatisch angleichen.

Vielleicht kennst du das auch – mit deinen Freunden redest du im Dialekt, aber auf einem Firmenmeeting sprichst du mit dem deutschen Klienten plötzlich Hochdeutsch.

Das ist nur ein kleines Beispiel, wie wir uns im Alltag an unser Gegenüber angleichen.

Behalte dabei im Kopf: Das Ziel ist nicht, dich immer anzugleichen. Das Ganze ist ein gemeinsamer Tanz aus Pacing und Leading, also Anpassung und Führung.

Pacing – Der erste Schritt in die Welt der anderen

Stell dir vor, du trittst in einen Raum voller Menschen. Jeder hat seine eigene Art zu sprechen, zu stehen, zu gestikulieren.

Wie baust du eine Brücke zu ihnen?

Hier kommt Pacing ins Spiel.

Pacing, auch Spiegeln genannt, bedeutet, dich bewusst auf das Verhalten und die Kommunikationsweise deines Gegenübers einzustimmen. Du achtest auf Körpersprache, Mimik, Gestik, sogar auf Stimmlage und Sprechtempo.

Du bewegst dich sprichwörtlich einen Schritt in ihre Welt, um effektiv Rapport aufzubauen.

Das ist auch der erste Schritt von Rapport. Am Anfang geht es immer darum, sich gemeinsam einzuschwingen. Daher macht es Sinn, wenn du dich deinem Gegenüber bewusst angleichst. 

Pacing im Alltag

Nehmen wir an, du triffst eine neue Kollegin. Sie spricht langsam und bedacht.

Wenn du dein Sprechtempo anpasst, fühlt sie sich verstanden und gehört. Wenn du hingegen weiterhin schnell sprichst, wird sie sich vermutlich überrumpelt und vielleicht sogar missverstanden fühlen.

Das ist die Magie von Pacing.

Durch die Anpassung zeigst du Empathie und Respekt für die kommunikative Welt der/des anderen. 

Aber: Pacing geht aber über das bloße Nachahmen hinaus. Es geht um echtes Verständnis und Einfühlungsvermögen. Als Denkhilfe reden wir von Anpassen, dahinter steht aber immer der Wunsch, die Landkarte des Gegenübers etwas besser zu verstehen.

Denn das ist der erste und wichtigste Schritt, um eine Verbindung herzustellen, die die Basis für eine gelingende Beziehung ist.

Leading – Die Kunst, Sanft die Führung zu übernehmen

Nachdem du erfolgreich Rapport aufgebaut und dich auf dein Gegenüber eingestellt hast, kannst du übergehen ins Leading.

Leading bedeutet, allmählich die Führung im Gespräch zu übernehmen. Du beginnst, die Richtung der Unterhaltung zu lenken, vielleicht indem du das Thema wechselst oder eine Frage stellst, die zum Nachdenken anregt.

Leading im Alltag

Stell dir vor, du bist auf einem Date und dein:e Gesprächspartner:in stellt dir keine Fragen. Sie oder er bringt auch kein neues Thema ein – das wäre langweilig, oder?

Vermutlich würdest du diese Person nicht noch ein zweites Mal daten.

Auf der anderen Seite wärst du vermutlich frustriert, wenn du in einer Diskussion, bei der du überhaupt nicht der Meinung deines Gegenüber bist, nie deine eigenen Argumente einbringen könntest. 

Hier ist es wichtig, dass du nach erfolgreichem Pacing auch ins Leading übergehst, um deine Perspektive zu vertreten und ein ausgeglichenes Gespräch zu ermöglichen.

Aber Vorsicht: Leading erfordert Feingefühl und ein Gespür dafür, wann du zu viel Druck ausübst. Denke daran, es ist ein Tanz. Du willst deinen Partner nicht über die Tanzfläche zerren, sondern ihn elegant führen.

Du merkst also: Eine erfolgreiche Konversation kommt dann zustande, wenn die Beteiligten abwechselnd pacen und leaden. Sie sind wie zwei Tanzschritte, die zusammen ein harmonisches Ganzes ergeben.

Nur mit beiden Elementen zusammen kannst du wirklich Rapport aufbauen und deine Beziehungen stärken.

Cross-over Mirroring – Die Feinheiten des Spiegelns

Spiegeln funktioniert nicht immer nur direkt. 

Stell dir vor, du bist in einem Gespräch und bemerkst, dass dein Gegenüber mit ihren Zehen immer wieder zu einem Rhythmus auf den Boden tippt. Ohne groß darüber nachzudenken, beginnen deine Finger, im Rhythmus auf dein Bein zu trommeln.

Das nennt sich Cross-over Mirroring. Es bedeutet, dass derselbe Effekt des Spiegelns sich auch einstellt, indem man beispielsweise mit einer Armbewegung die Beinbewegung des Gegenübers spiegelt.

Es geht darum, die Bewegung des anderen nicht direkt, sondern über eine andere, ähnliche Bewegung zu spiegeln.

Erinnere dich wieder an das Bild vom Tanzen: Spiegeln ist wie ein subtiler Tanz, bei dem jede Geste eine Antwort findet.

Vielleicht bemerkst du im Alltag, wie du den Atemrhythmus eines Freundes unbewusst mit deinen Handbewegungen oder Sprechpausen synchronisierst.

Dieses feine Spiegeln schafft eine tiefe Verbindung, fast so, als würdet ihr auf einer unsichtbaren Ebene kommunizieren.

Rapport aufbauen – aber natürlich!

Das Wichtigste beim Rapport aufbauen ist, dass es natürlich und kongruent passiert. Es sollte niemals erzwungen oder übertrieben wirken.

Stell dir vor, du übertreibst das Spiegeln in einem Gespräch: Dein Gegenüber würde sich wahrscheinlich sehr unwohl und vorgeführt fühlen.

Wie bei allem im Leben geht es auch hier um Balance und Feingefühl.

Am besten, du fängst an, Rapport zu üben, indem du dich selbst in Gesprächen beobachtest: 

Wann änderst du deine Körperhaltung? Wann passt du deine Stimmlage an? Wann lächelt  vielleicht auch dein Gegenüber zurück, wenn du es anlächelst?

Du kannst diese Merkmale auch in Gesprächen, die du nur von außen beobachtest, erkennen. 

Sind die beiden sich zugewandt? Sind sie “auf einer Wellenlänge”? Wer paced vielleicht gerade, wer ist im Leading? Wann ändert sich das?

Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt schon vor Eifer brennst, Rapport in deinem Alltag auszuprobieren.

Wenn du lernen möchtest, wie du ihn professionell einsetzt – vielleicht auch als Coach in deinen Einheiten – dann komm jetzt in die Ausbildung zum NLP Coach. Dort lernst du alles, was du über zwischenmenschliche Kommunikation wissen solltest. 

Bis dahin wünsche ich dir viel Freude beim Ausprobieren!

Alles Liebe,

Mario

myNLP Team

Die Redaktion von myNLP besteht ausschließlich aus NLP LehrtrainerInnen, ausgebildet von Dr. John Grinder (ITANLP), die wertvolle Inhalte auf dem Blog von myNLP veröffentlichen. Zu den Redakteuren zählen auch die beiden Gründer von myNLP, Mario Grabner und Patrik Shnawa.
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